Ausbildungsmeister Hans Wittmann verlässt sein Reich

Am 29. Juli 2021 wurde Hans Wittmann, Zimmerer-Ausbildungsmeister und Leiter des überbetrieblichen Bildungszentrums im mittelfränkischen Ansbach in den (Un-)Ruhestand verabschiedet. „Gelassen, respektvoll, kompetent, wertschätzend, höflich, engagiert“, das sind Attribute, die Hans Wittmann bei seiner Verabschiedung von langjährigen Weggefährten attestiert wurden.

Seit 40 Jahren bestimmte er die Geschicke der Zimmererlehrlinge und -meister in Ansbach: Ab 1981 als Ausbilder und seit 2008 als Leiter der Bildungsstätte. Er verlässt sein Reich mit sechs Bauhallen, drei Zimmererwerkstätten, die für die Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) genutzt werden, einen EDV-Raum, fünf Unterrichtsräume und eine Kantine.

Hans Wittmann entwickelte die ÜLU von Grund auf, da es bis dato nichts an Unterrichtsmaterialien gab. Er erarbeitete mit Kollegen aus dem Berufsbildungsausschuss des Landesinnungsverbandes (LIV) entsprechende Lehrgänge, die bayernweit nach und nach eingeführt wurden.

Eine Leistung, auf die er heute noch stolz ist: „Es ist wichtig, dass Lehrlinge ihre Grundlagen beherrschen: Was ist Holz, wie gehe ich damit um, wie benutze ich die unterschiedlichen Handwerkzeuge? Wenn ich die Basis beherrsche, kann ich auch mit den Maschinen umgehen.“

Obermeister ernennt Wittmann zum Ehrenmitglied der Innung

25 Jahre betreute er die Zimmerer bei den praktischen Leistungswettbewerben (PLW) und erstellte die entsprechenden Aufgaben bis zur Bundesebene. Das führte dazu, dass er das Schiften nach der Flächenmethode populär machte, mit Kollegen schrieb er zwei Fachbücher sowie zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften darüber.

Neben anerkennenden Worten vom Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Mittelfranken Prof. Dr. Elmar Forster, dem Oberbürgermeister der Stadt Ansbach Thomas Deffner und Kreishandwerksmeister Westmittelfranken Kurt Held, würdigte auch der Obermeister der Zimmerer-Innung Ansbach-Westmittelfranken Hermann Lauchs seinen langjährigen Wegbegleiter: „Der Hans war öfter auf den Innungsversammlungen als der Obermeister“, erzählte er lachend und ernannte Wittmann für seine in 40 Jahren erbrachte Ausbildungsleistung offiziell zum Ehrenmitglied der Innung.

Martin Paul Gorchs vom Verbandsservice Aus- und Fortbildung des LIV erinnerte an die wichtige Mitarbeit von Hans Wittmann im Berufsbildungsausschuss und im Zimmererverband. Er hat dort viele Beschlüsse entscheidend mitgeprägt.

"Wenn ich etwas mache, mache ich es richtig oder gar nicht"

Der Obmann der überbetrieblichen Ausbildungsmeister in Bayern und Sachsen, Wolfgang Weigl, stellte die hohe fachliche und menschliche Kompetenz von Hans Wittmann in den Vordergrund und berichtete von vielen persönlichen Begebenheiten, die ihn mit Wittmann freundschaftlich verbinden.

Etwas verlegen meinte der Geehrte: „Ich weiß gar nicht, von wem ihr da alle redet. Ich habe einfach immer nur meine Arbeit gemacht. Aber wenn ich etwas mache, mache ich es richtig oder gar nicht. Ich wollte etwas bewegen, etwas mitgestalten.“ Das hat Hans Wittmann auf jeden Fall erreicht.

Der LIV wird Hans Wittmann bei der anstehenden Bezirksversammlung in Mittelfranken nochmal besonders ehren.

• Zum Interview: Vier Jahrzehnte als ÜBA-Ausbilder